Aachener Nachrichten – 27 Juli 2009

Eindrucksvolle Klang-Zwiesprache: Die Schweizerin Ania Losinger tanzte in der Aachener Kirche St.Paul über ihr Bodenxylophon,während Matthias Esers sein Percussion-Arsenal bearbeitete.

…Ein Unikat von geradezu monströsen Ausmaßen wurde am ersten Abend gespielt respektive betanzt. Die Xala, 4,5 Quadratmeter groß und 400 Kilogramm schwer, ist das erste tanzend bespielbare Bodenxylophon der Welt.
Mit Flamencoschuhen und Stöcken in Menschengröße brachte die Schweizer Musikerin und Tänzerin Ania Losinger dessen 24 Klangstäbe in ästhetisch und rhythmisch höchst sinnlicher Weise zum Schwingen, ohne Körpersprache und Klangergebnis zugunsten der jeweils anderen Disziplin zu vernachlässigen.
Im Zusammenklang mit der Marimba, den Gongs und der Vielzahl von Tomtoms ihres Partners Matthias Eser kreierte sie kunstvoll inszenierte Gegensätze, Nuancenreichtum und rhythmische sowie melodische Vielschichtigkeit.
Reich an Details, mit ineinander verzahnten Bildern, die sich ausweiteten und viel Platz für Tonhöhenvariationen boten, schufen die beiden Schweizer eine tiefe, emotionale Perkussionssprache.

Motive voller Schönheit

An die Kompositionsstrukturen des Minimal-Music-Spezialisten Steve Reich und dessen Phasenverschiebungen erinnernd, brach das Trommel- und Tanzduo auf abenteuerliche, höchst spannende Weise immer wieder aus dem Rahmen des vermeintlich limitierten Klangspektrums reinen Perkussionsinstrumentariums aus, suchte nach neuen Anknüpfungspunkten und kreierte dabei Motive voller Schönheit, Dynamik und Innovation.
Ob an die Gamelanmusik Javas und Balis oder die Marimba und Xylophon-Exkursionen Frank Zappas in all ihrer glorreichen Komplexität angelehnt – Losingers und Esers Auftritt war mit knapp 70 Minuten kurz, knackig und exzellent.

Michael Loesl